Wie gesagt, wollte ich einen sportlichen, charmanten und eloquenten Hauptdarsteller. Da ich selbst mal zehn Jahre Judo gemacht habe und wir in unserem Verein viele Polizisten hatten, entschied ich, dass Sebastian Judoka wird. In der Jugend mal erfolgreich, heute nur noch Jugendtrainer. Bei der Malerei muss ich wieder auf Paul Temple zurückkommen. Ich suchte noch eine Nebenbeschäftigung für meinen Chef-Ermittler. Paul Temple war ja Schriftsteller. Das ging also nicht mehr. Daher dachte ich mir: Du (Olav Esters) kannst ganz gut malen, also ist dein Hauptdarsteller ein Künstler. Das Ganze hat sich super entwickelt.

Einfache Antwort: Hier kenne ich mich aus, hier fühle ich mich zuhaus. Außerdem wollte ich das Ruhrgebiet so beschreiben, wie ich es jeden Tag erlebe: Abwechslungsreich in Natur und Wirtschaft, mit weit gereisten, gut ausgebildeten, interessanten Menschen.

Interessant ist ja, dass weder Felmy noch George aus dem Ruhrgebiet stammten. Felmy war Niedersachse und George kam aus Berlin.

Wie gesagt, wollte ich das Ruhrgebiet beschreiben, wie ich es täglich erlebe. Und da gehen die Leute trotz aller sozialen und kulturellen Unterschiede meist freundlich und hilfsbereit miteinander um. Dies gilt auch für die Polizei. Daher entschied ich mich, die Dialoge freundlich und respektvoll aufzubauen. Gemordet wird trotzdem.

Esters: Ich möchte in meinen Krimis immer aktuelle Themen ansprechen. Die Fälle von Pädophilie in Münster und Löchte haben mich persönlich sehr betroffen gemacht. Aus diesem Grund war für mich schnell klar, dass ich das verarbeiten wollte. Aber ganz anders, als es viele vielleicht jetzt befürchten. Trotz der Ernsthaftigkeit sollte das Thema leicht und mit einer gewissen Ironie kommuniziert werden. So sind Staatsanwaltschaft und Kriminaldirektion am Anfang des Romanes froh, als sie das Verfahren wegen Besitzes kinderpornografischer Bilder gegen eine Geldstrafe einstellen können. Alle haben keine Lust auf die dreckigen Ermittlungen, die sie sonst erwarten würden. Aber dann wird der Angeklagte ermordet und der Fall geht erst richtig los.

Esters: Für mich gibt es kein Schwarz oder Weiß, sondern viele verschiedenen Grautöne. Ich möchte nicht anklagen, verurteilen oder moralisieren. Mir geht es darum, zu verstehen, warum Menschen handeln, wie sie handeln. Warum sie meinen, etwas Bestimmtes tun zu müssen. Ein schönes Beispiel ist der Charakter des Boris Davitadze. Wenn die Leserinnen und Leser verstehen, dass er jeden Tag darum kämpft, ein Stück vom kleinen Lebensglück zu bekommen, habe ich mein Ziel erreicht.